Geboren in Wolgast

Kennt jemand überhaupt jemanden, der das mal in seinem Ausweis stehen haben will? Ich nicht. (Mich fragte auch niemand, ob ich in Dings geboren sein wöllte.) Falls doch – derzeit ist es nicht einfach, einen Wolgast-Stempel auf die Plautze Geburtsurkunde zu bekommen: Die Geburtshilfestation des dortigen Krankenhauses wurde mit Beschluss der Landesregierung in Schwerin geschlossen, weil es sich nicht rechnet. Zum Leidwesen vieler heimischer und heimfremder Einwohner, die seit gefühlten 2 Jahren und aber vielen Tagen mit ihrer BI für die Wiederöffnung protestieren und jeden Montag (der Ossi kann nicht anders) ab 17.00 mahnwachend den Bürgersteig an der B111 vorm KH blockieren, Unterschriftenlisten verteilen, Petitionsnoten vorbringen und gestandene Politiker salzen. Nützt ja alles nix! (Meine Oma) Was tun? (Lenin)

Die einen setzen auf Anpassen – was Untertanen immer schon am besten konnten: Wenn schon werden die Blagen wieder zu Hause geboren, in der Ackerfurche, auf dem Kahn, vorm Aldi, Geburtshilfe wird Pflichtthema im Heimatkundeunterricht, auf den Dörfern werden Volkslazarette eingerichtet und auf Schulhöfen Kondome für lau verteilt. Und um die Zahl der Geburten weiter zu erniedrigen, als es 27 Jahre Westen eh schon geschafft haben, gibt es in realpolitischen Volksteilen auch die Forderung, dass nur noch am Ort der Zeugung geboren werden darf – notfalls in Lagern. Denn Wegzugsprämien und Zwangssterilisationen sind keine Lösung. Weil zu teuer. In einem Land, in dem man gut und gerne sterben kann. Aber nicht unbedingt gebraucht wird: Denn „die Wirtschaft“ käme auch ohne Humaninventar klar, wenn man sie nur lässt: Fracking unter der Gegend muss endlich erlaubt werden! Und in die entstehenden Hohlräume kann dann gleich Atommüll verpreßt werden. Win-Win ohne Winsel-Winsel für Staat und Unternehmen..

Andere wollen die Obrigkeit handfest unter Druck setzen, die Geburtenraten auf Usedom und in Wolgast samt seiner dörflichen Umgebung werden dauerhaft vervielfacht, mach mit! Alles muss raus! Nur die Menschen sollen bleiben und noch mehr und gebärfreudige Touristen kommen. Gebären im vermeintlich am dümmsten besiedelten Gebiet Deutschlands muß sich wieder lohnen. Ein Land zum Leben! – Warum nicht eine Achterwasser-Philharmonie in Wolgast? Warum nicht den Wiederaufbau des Loitzer Schlosses irgendwo? Warum nicht eine Brückenmaut (nur für Wessis)? Warum nicht eine Peeneverlängerung? Warum nicht eine Offshore-Umgehungsstraße für Usedom, nachdem die Insel zur Hälfte an Karls Erdbeerhof verhökert wurde und Peenemünde an Österreich? Warum nicht eine Hundeklinik in Katzow und ein Frauenfriedhof in Lubmin?

Doch wem nützt so etwas schon… Besser für die Leute von der Straße wäre es, dauerhaft den Montag durch einen weiteren Sonnabend im Wochenkalender zu ersetzen. Wir können nämlich sehr viel bewegen, in dem wir gemeinsam nichts tun.

Ein Gedanke zu „Geboren in Wolgast

  1. Warum nur so perspektivlos .. ? Besser doch leinenlos.
    Brückenzug abpassen – – – Außenborder ran – – – und der halbe Wahlkreis 16 schippert in die Karibik – – –

    .. und um im Kontext zu bleiben … Frauen und Kinder zuerst !

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