Wenn jemand mit nur einem Buch einem Fremden dieses gemütliche Schland erklären oder nahebringen würde wollen, so reichte es hin, die Leserbriefe der Jahre seit 1990 in der „Schrot & Korn“ (das vollfarbige Reklameblatt der Bioläden mit redaktioinellem Rezepteanteil) kommentarlos aneinander zu reihen.
Man fände in diesen auch genügend Materiel, warum eine „friedliche Revolution“ ohne großen Aufriß wie in der DDR in diesem besten aller Schlands unmöglich ist. Bei aller offenbaren Verblödung eben schier undenkbar.
Die „S&K“ schiebt zwischen ihre Werbeflächen auch immermal Promi-Interviews mit ein. Letztens in der 10/2016 eines mit Anna Thalbach. Sie glaubt „nicht an den Kapitalismus“ und lebt „nicht gerne in diesem System“. Auf den Vorschlag „Wenn Sie etwas ändern wollen, sollten Sie vielleicht in die Politik gehen…“ antwortet die Schauspielerin u.a. „Ich sehe bei den Politikern niemanden, der mitfühlend, kreativ wäre oder Lösungen anzubieten hätte […], wie die Menschen sich ordnen können, sodass die Moral gegen die Gier gewinnt. Ich kenne keinen, den ich gut finde. In der Politik werden alle grau [49,90 € bei C&A! – d. V.], die sehen aus wie Büro-Trutschen. Das wäre sicher nicht die Herde, der ich folgen würde, wenn ich die Wahl hätte. […] Natürlich gehe ich trotzdem wählen. Ich sehe es als meine Pflicht, das Geschenk des Wahlrechts zu nutzen. Aber es gibt keine Partei, hinter der ich stehen würde.“
Sie hat keine Wahl, als einer grauen Herde zu folgen, die nichts im Sinn hat als ein „Weiterso“. Sieht diese Wahl „natürlich“ (gottgegeben? angeboren?) sogar als ihre Pflicht an. Wenn einem die Herrschenden schon was schenkend hinwerfen…
Wo hat sie ihr Kreuz gemacht? Oder hat sie mit ihrem Bio-Lippenstift nur fette „wilde und kreative“ Herzen auf die Wahlscheine gemalt? Nunja, wer wählen soll, hat schon verloren.
Ich lache bereits jetzt über die öden, dummen, kuscheligen, andienenden, moralischen, kleinbürgerlichen, knechtischen Leser- und auch Frauenleserbriefe in der nächsten dicken Werbebroschüre.