Naninaninanina
Krieg ist Wachstum
Ein einzigartiger Kristall, einer unter Millionen, ungezählten, im Tanz des Lebens vom Himmel auf die Erde. Eisweiß aufglitzernd, ein Brillant im Grau. Vielleicht. Hinab mit Seinesgleichen.
Steht ein Baum in seinem Boden von der Erde zum Himmel hinauf. Na, warte. Im Schneegestöber, weiß vorm Grau formt das Schneegesindel die Bögen seiner Äste nach. Schneeflocke auf Schneeflocke umarmen sich. Eine jede kaum zu sehen, kaum spürbar, Lage auf Lage von Unbedeutendheit, ein Hauch und weg wäre jede einzelne. Weiß wölben sich die Äste hinauf, doch schon hinab, eine Last zu tragen, zu Boden. Gehen.
Kristall zart auf Kristall, die schönsten Tränen des Himmels. So zierlich klein, so unscheinbar in diesem Gegriesel einer weißen froststummen Astlandschaft entgegen, einem Ächzen schon, einem Baumgestöhn. Sanft setzt das Flöckchen auf – und … Das Ächzen wird zum splitternden Krach, Bruch, der Ast geht in rauschendem Geflirre zu Grunde.
Ein winzig Ding, Wasserperlchen nur, im Meer, ob Wolkenmeer… Ein Ast unter fielen.
Weiß-blaugrauer Nebel strebt steil in die Höh’, hitzeflimmernd, getrieben vom Motorentakt, Dieselmaschinengewummer auf 4-Achsen-Allrad-Allwetter-Breitprofil. Ein Griff mit baumstarken klammen Stahlfäusten, ein Schwert aus Kettensägenraserei – 27 Sekunden, der ganze stattliche Baum, der eben noch einen kleinen Ast im Schneetrieb verlor, an der Gurgel gepackt, abgeschnitten, enthoben, ticketacke, ticketacke, zersägt zu Derengleichen geworfen. Milliarden Kristalle, die explosiv noch das Weite suchen dürfen, nicht finden. Breite Räder walzen, malmen den dreckigen Brei auf dem Weg zum nächsten. Aus der Traum! Der Baum! Schnee von gestern!
Vom Klimaxwandel wie verdummt verstummt zu schweigen.
Horst-Dieter
Dresskot
Chlorweißes Nylon verbirgt die Tätowierungen,
die wären löschbar, nicht die
im Bregen, von styleduftiger Frisur.
Verantwortungsträger auf ihrem Wechsel,
kein Gras wächst da mehr.
Ein Tastendruck, hundert Hunnies aus dem Druck,
tausende Herzen unter den Lasten erdrückt.
Und dein Jammern wegen eines Herzinfarkts!
Ihr habt noch viel zu wenige!
Zu wenig Gewinn, zu wenig für dich,
zu wenig Luft, wenn dein Schlips
sich in die Schlinge wandelt – dein Verdienst.
Schneeweiß die Unschuld, so tot schon,
sabbert die Angst auf dein Krawattenlätzchen.
Das Weiß wird bunt, dein Tatoo sichtbar:
Hirschgeweih Elvira.
Yo, so komplett im Arsch und jederzeit ersetzbar.
Dreckige Kinderhände kleben die Kartons
mit den endlos vielen weißen Hemden
zu.
Ein gefärbtes 3-Tage-Barthaar rieselt hinab
ins Weiß, dein Hemd unser Leichentuch.
der Poetomat
Hirnentkernung, die
Mach mir keine Sorgen
um meine Einmaligkeit
ist es längst geschehen
der Verein
In Anbetracht der Lage
Aus dem Pflug, aus der Drehung,
Wirbel für Wirbel, aufrecht, sicher, fest.
Keine handbreit dem wichtigen Getue
Nicht durch den Kakao: Wurst zu Wurst!
Durchziehen das Ding..
Mit der härtesten Musik,
Flammenwerfer ins Ohr,
Schmalz wegbrutzeln.
Die auf der Leitung stehen. Tut tut,
ununterbrochenes Besetztzeichen,
abgeschottet von der Außenwelt,
der zugemüllte Platz im Innern.
Voller vertrockneter, staubiger Synapsen –
unabänderliches Unverständnis, totale Dummheit.
Folgend die totale Ignoranz.
Ein Kopf, der nichts faßt.
Außer Schmerzen.
Zwergenjapsen im Würgegriff.
Spatzenhirne durch Resonanz
zum Platzen bringen,
laut lachen, auslachen,
kaputtlachen, totlachen.
Funktioniert nicht.
Aber weißt du?:
4 Fäuste treffen mehr als 2.
das Malheur
Wir sind schon da
Betontreppen unter der Schülerkompanie,
Erstkläßler dürfen singen: Kronzeugen im Regelvollzug,
Plasteblumen im Staub der senffarbenen Ämter,
barrierefreie Fahrt zum Fernseher im Dauerspurt,
Kaffee und Kuchen und Flüstertüten,
Uniformempfang und Aufmunitionierung,
Deutschkurse auf faulen Kredit,
Moscheen in Kirchenruinen,
weiße Yachten im brackigen Hafen der Ehe,
Mitternachtsgruppe für Säuglinge,
flimmerfreies Werkbanklicht und Textbausteine fürs Feedback,
Billigbier auf rechts, Billigsekt auf links,
Ergonomisch die Kabelbinder,
Mindestlohn, Mindestlehrerinnenanzahl, Mindestzaunhöhe,
hell, sauber, getrennte Klos,
Mädchen bauchfrei, Automatikwasserblaster.
Alle auf Einen, Einer wie Alle.
Willkommenskultur.
GRÖVAZIPL
Hineinwachsen, sprengen, hinauswachsen.
Ich sage es nicht, dafür laut und deutlich: Nein!
In den Knast werd’ ich.
Chip in den Nacken. Jederzeit ortbar.
Permanentes Störfeld für meine Synapsen.
In Anregung: hehe, ich brauche neue Sachen.
Interessiere mich brennend für Papiercontainer,
den hohen Glanz alter Werbetrailer.
Otto Kata log in meiner Nahrungskette.
Grüße freundlich, werde angebrüllt.
Wie ruhig, verhalten, still…
Implantierte Festverdrahtung
und trotzdem weiche Ware –
du hackst dich rein, polst mich um,
erklärst nebenbei, machst mich frei.
Und da ist er: der Schmerz.
Ich nehme sie wieder zu mir:
die Verzweiflung, den Zorn, die vielen Wunden,
die Schlaflosigkeit, das Kotzgefühl, das andauernde Verstummen,
den Krampf der Wange, die Tränen. Das zu viel schnelle Sprechen,
als könnte das was lindern.
Als ich lache, tönt unbändiges Gebrüll, Gefetz.
Kettensäge durch den Nabel.
Dieser Welt.
Li B. Ro
Groll verfliegt – Liebe siegt
Sterne spiegeln sich winzig lebendig an deinen Lippen.
Mondlicht ein Wimpernfunken einer Glücksträne.
Von der Taille her ein weiches Flügelwippen,
federzarter Butterfly im Taumelschwung
hinauf vom weiten, innigen Saum des Himmels.
Drohnen steigen auf, zu hoch!, aus dem Cocktail
von Benzinpreisen, Drohungen und Angst.
Der Brustkorb NATO-Draht, biegsam verwundend,
schwarz von altem Blut umwunden.
Das Herz ist Privatsache, du hast gar keins,
denn „privat“ stammt von „rauben“.
Lebendig heraus nach § 1 a.
Der Kopf da, das schwarze Loch.
Nein, kein sauberer Durchschuß, fürwahr.
Und eine längst bezahlte Rakete
zieht sauber drüber hinweg.
Das sieht so schön aus!
Gemütlich eingerichtet in den Bunkerwelten,
nur daß vorm Fensterschlitz draußen ein Bildschirm steht,
der strahlt nach innen.
Und da, he Mann, das, was da an der Tapete hinter dir
so zeitlos runtersuppt,
ja das da, ist kein Schimmelpilz.
Sondern dein weggeblasenes Hirn.
Ja, verblüffende Ähnlichkeit, wohl wahr.
Egal, wie oft du dir einen runterholst,
du kriegst es nicht mehr hoch
gefahren.
Ignorieren.
Plán B
Realiter
Von Flammenblut erleuchtet kurvt dein Flieger fatal seine Bahn,
und schaukelt sein empathisches Lachen im eisigen Feierabend warm.
Ja. Und laß dir das noch sagen:
Verlassene Bomben in deinem sicheren Zuhause
gehen hoch wie gestern noch deine geilen Aktienkurse.
Zerfetzen deinen frischrasierten Schatten da an der Wand.
Und löschen all die Kopien aus deinem zerplatzenden Gehirn.
Nur ’n paar Gedanken springen noch aus panzerverglasten Fenstern
und sterben haltlos auf dem Weg zu Tastaturgespenstern.
Die wohladressierten Bomben schmelzen dein Salbadern ein.
Und reißen dich zum Dreck gen Himmel.
Und dies ist dein Gedärm, Gebein.
Und das dein Gefühl.
Keine Fragen jemals wieder.
Und keine Antworten, wie gehabt.
Keine Zeit mehr!
Deine Krawatte brennt
für den letzten Tod deines Lebens.
Li B. Ro
Plán B
Eigentum wechselt.
Ein Dach übern Kopf, ein neues.
Das alte Blätterdach wech.
Erstmal Nullsetzen –
Plán A, Plán B, Plán C
– alles schön einebnen.
Alle Bäume fraglos zersägt, entwurzelt.
Tja, nur daß sie nicht fliehen können,
wie Paragrafenreiter. Oder Menschen,
die alles verloren haben,
außer ihre Haut, ihre Wärme, ihr Lebendigsein,
ihren Hunger, ihren Durst, das Zittern.
Plán B
Die Welt ist erbrennbar
Diese Wärme unterm Hintern,
die die Löcher entspannt
oder alte Säcke schwellen läßt:
beheizte Autositze in den Gebärmutterimitaten
von BMW, Benz, Audi –
optional in jedem Volkswagen.
Kohle (die doch nie reicht)
dafür, die Teile einzubauen
am fließenden Band.
Die werktätigen Hände auch angetrieben
von der Aussicht auf Urlaub, das Abschalten,
die Ruhe, die Ruhe, den Urlaub…
Am fließenden Fluß,
am berauschenden Meer,
am nahen Fernseher
ohne Abschaltknopf im Vollkomfort.
Einer Ferienwohnungsinfrastruktur –
noch ohne Migrationsvordergrund.
Jedoch brennbar.
Brennbar wie ungeplante Innenstädte
(geplant war nur der Profit),
brennbar wie Schulen und Autos,
ja, wie die Arschmatten aufm Sitz.
Mit Öko-Hanffaseranteil oder auch ohne.
Selbst Kirchen oder Bunker
sind nicht ganz dicht.
Sicher nicht.
der Verein